baumzeitkontinuum

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Entstehungsjahr:
2010

Tags:
Natur
Kultur
Planetenbahnen
vvvv
Autorenschaft
Baumstumpf
Uhrwerk
Projektion
Bildanalyse
Alles, was sich unter dem weiten Begriff Kultur zusammenfassen lässt, also Kunst, Technik, Wissenschaft etc., hat ein gemeinsames und entscheidendes Merkmal: es ist ein Produkt menschlichen Handelns. Damit grenzt es sich scharf und eindeutig von allem Natürlichen ab, dessen Autorenschaft ausdrücklich nicht beim Menschen liegt, sondern eben bei der Natur.

Mit der Frage "Wer hat das gemacht?" lässt sich die uns umgebende Welt also in zwei Kategorien einteilen. Zum einen sind da die vom Menschen gemachten Dinge, zum anderen die, vorsichtig ausgedrückt, nicht vom Menschen gemachten. Allerdings gibt es, zumindest im materiellen Bereich, eigentlich ausschließlich Mischformen, da jegliches menschliche Produkt nur auf der Basis natürlicher Rohstoffe zustande kommen kann. Allein im theoretischen Gedanken könnte man ein rein menschliches Produkt vermuten, zumindest wenn man außer acht lässt, dass die Grundlage dieses Gedankens, das Gehirn, selbst natürlich ist.

In diesem Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur, zwischen Gott und Mensch, ist auch die Installation BaumZeitKontinuum angesiedelt. Die Basis besteht hier in geradezu archetypischer Weise aus dem Natürlichen in Form eines Baumstammes, haptisch, sinnlich und real. Mit dem Baum werden eine Reihe von Assoziationen verknüpft, er stellt eine gefühlte Urform des Lebens dar und steht für eine alles menschliche souverän überdauernde Beständigkeit.

Auf den Baumstamm werden nun künstliche menschliche Projektionen geradezu aufgepfropft. Die Jahrringe des Baumes werden zu Umlaufbahnen von Planeten und bringen den Faktor Zeit ins Spiel. Gleich einem riesigen Uhrwerk wandern die planetenähnlichen Computer-Animationen den Jahrringen entlang und durchmessen das Alter des Baumes. Planetensysteme beschreiben natürliche Zusammenhänge, allerdings in einem Maßstab, in dem sich die Grenzen zwischen Raum und Zeit immer mehr zu verwischen scheinen. Die Vorlage für die auf den Stamm projizierten Animationen sind also wieder natürlicher Art und damit verortet sich der Mensch selbst im Weltgeschehen: Am Anfang steht die Natur in all ihrer Komplexität, dann wird sie vom Menschen, der selbst Natur ist, aufgesaugt, interpretiert und zu etwas Neuem verarbeitet, welches dann wieder auf das Natürliche abgebildet wird.